Das waren noch Zeiten, als die Jungen Daniel, Christian, Thomas oder Markus hiessen, nicht wie heute, wo es Luca, Kevin, Patrick, Fabian tönt, wenn die Schule aus ist. Die Mütter der Daniel und Co. treffen sich, teils grauhaarig mit rassigem Kurzhaar Schnitt teils immer noch blond und lockig, als stolze Grossmütter oder Omas in spe zum Cüpli im gestylten Stadtrestaurant.
Nach kurzem Hallo und wie geht’s wenden sich die jugendlichen Rentnerinnen der Familienchronik zu: Kinder verheiratet oder nicht oder nicht mehr, Enkel wie viele wird kurz abgehandelt. Dann kommen die interessanten Neuigkeiten dran. Von Daniel erzählt die attraktive Blonde, der es in Wissenschaft und Forschung weit gebracht hat und von Barbara, die Ärztin geworden ist. Und: „Daniel kannst du im Internet finden, ich maile dir seine Website“, ereifert sich die stolze Mutter.
Nachdem auch Marianne über Kinder und Enkel das Nötigste berichtet hat, auch sie wird eine Website mit der erfolgreichen Tochter bekannt geben, wenden sich die Damen der Welt und ihren Geschehnissen zu. Interessiert sind sie und ihr Gespräch fliesst vorwärts und rückwärts, Politik, Kultur, eine Anekdote hier und kurz ein Abstecher zu Bekannten mit und ohne Altersbeschwerden. Kurz die besten Rezepte, um eben diese Beschwerden zu vermeiden, wie zum Beispiel sich mit fröhlichen Freundinnen zum Apero zu treffen.
Nach Hause gekommen setzen sich die Damen an ihre Notebooks und tauschen die Websites aus. Sie versichern einander schriftlich übers Netz, dass sie sich gefreut haben. Kaum haben sie die gegenseitigen Adressen der Jungen erhalten, schauen sie nach, wie das Fräulein Doktor und der Herr Professor im Internet denn aussehen, das war doch der scheue junge Mann, der im Tennisclub kaum hallo sagte, denkt die eine, während die andere sich an ein dunkles Pummerli erinnert, dass eine Riesenzahnspange vor sich her trug.
Die Erinnerungen kommen, aufgerührt im Internet. Wir leben doch in einer fabelhaft vernetzten Welt!