Turnschuhe und andere Bequemlichkeiten!

Wanderung!

Wir sind einmal wöchentlich Freunde an Stöcken, sogenannte Stockenten. Die Gespräche – man soll sich ja nur so viel anstrengen, dass man noch reden und zuhören kann – laufen mit. Sie befassen sich mit Kindern und Küche, mit Zeitung und Zukunft, mit Eswareinmal und Eskannsein, oder auch nur mit Ausrufen der Freude an Umgebung und Leben!

Die Begegnungen mit anderen, Bikern, Joggern, Runnern und Spaziergängern mit oder ohne Hund, sind kurz und freundlich. Man wünscht sich „Guten Tag“ und meint es auch so.

Gestern war Stockenten-Tag und die Begegnung mit einem Seniorenpaar beeindruckte mich. Die beiden waren gekleidet, als würden sie ihren Sonntagsspaziergang von ehedem wiederholen. Madame trägt ein geblümtes Kleid mit Blumenmuster, einen Strohhut mit Band, Monsieur lange Hosen mit Bügelfalten, gestärktes Hemd, ohne Krawatte und ebenfalls Strohhut. Doch mein Blick fällt auf Ihre Füsse, und siehe da: ganz moderne Trekking Schuhe, komfortabel, mit dicker Sohle, atmungsaktiv, einfach das Beste auf dem Gebiet der gesunden Füsse. Nach dem „Guten Tag“ kehren meine Gedanken zurück zur Generation vor uns.

Ich sehe die glänzenden Lederschuhe, die mein Vater zeit seines Lebens trug. Er hatte durch Unfälle schon früh Beschwerden mit Füssen und Knien. Doch seine Generation hatte noch nicht die Freizeit Gesellschaft gekannt: man arbeitete, um die Zeit zu verbringen. Alles andere war „dem Herrgott den Tag gestohlen“. Diese Haltung äusserte sich selbstverständlich in der Kleidung. Gestärkte Hemden, Krawatte, schwarze Socken, glänzend geputzte geschnürte Lederschuhe, Bügelfalten, vielleicht noch Veste. Und Madame? Die Unterwäsche, die zwickte lasse ich weg: der Kragen gestärkt, die Bluse ebenfalls, der Rock bis mindestens zur Wade, die Schuhe glänzend, geschnürt, und bestimmt unbequem. Nur die „Mehrbesseren“ trieben Sport und kauften sich für die Ausübung Turnschuhe. In meiner Generation war es bereits üblich im Schulturnen blaue Norm-Turnschuhe zu tragen. Nur für die Turnhalle, selbstverständlich.

Zurück denke ich an meine Kinder: Ich glaube, „Convers“ war die Marke der Turnschuhe, die sich meine Tochter brennend wünschte. Sie verkaufte auf dem Jahrmarkt Marroni, verdiente sich die Ersehnten und zog mit verrussten Händen an den weissen Schuhbändeln. Dann waren sie ihr eigen! Und die altmodische Mutter? Sie mochte es dem Töchterlein gönnen, erhob aber Einspruch, wenn die Schuhe zur täglichen Garderobe zu werden drohten! Meine Enkelkinder kannten und kennen kaum etwas anderes! Und doch: der grosse Enkel trägt zur Arbeit Bügelfalten und glänzende Lederschuhe. In bequemem Outfit geniesst er seine Freizeit, die er seit je her kennt. Und alle in unserem Kulturkreis kennen sie auch. Die Zeiten ändern sich und wir uns mit ihnen.

P.S. Ich trage zur täglichen Arbeit immer Freizeitschuhe. Von den High Heels habe ich mich schon seit längerem verabschiedet. Meine Füsse danken. Über Podologen und andere Helfer der Älteren schreibe ich ein andermal!

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