In der eleganten Apotheke/Drogerie sind alle Angestellten hübsch, modisch frisiert, gut zurecht gemacht und – mir scheint es jedenfalls so – jung! Sie sind sehr zuvorkommend, suchen mir die ältesten Hausmittelchen ohne zu murren, und sie verkaufen sehr gerne. Alle paar Wochen, oder auch öfter, wird irgend ein Produkt besonders beworben. Immer ist es ein Mittel für die schöne Haut, gepflegte Hände oder Füsse, glänzende Haare oder schimmernde Augen und alles drum herum. Das ist überhaupt nicht verwerflich, es dient dem Konsum und schafft demzufolge Arbeitsplätze, kurz: all dies hält die Wirtschaft am Laufen.
Was mich jeweils nachdenklich stimmt, ist die Etikette, unter der diese Werbekampagnen laufen. Die jungen Hübschen oder hübschen Jungen vom Verkauf sind voll bei der Sache. Sie streichen mit feinen Fingern eine Prise kostbare Creme auf meine runzlige, pigmentierte Haut und beten das allgewaltige ANTIAGING Mantra. Und jedes Mal wenn ich dieses vermaledeite Wort höre, bete, nein, belle ich zurück: „Was heisst hier Antiaging? wenn sie gegen das Alt werden sind, wenn Sie mich gegen das Alt werden wappnen wollen – was passiert dann wohl?“ Ich mache eine Kunstpause, während mich die junge Hübsche oder hübsche Junge mit grossen, lang bewimperten Augen verständnislos anschaut. Höflich, wie ich erzogen bin, frage ich nicht was glotzen Sie denn so, sondern hole nochmals aus: „Wenn Sie so gegen das Aging sind und immer solche Produkte fördern, dann werde ich nicht alt! Und dann, wenn ich nicht alt werden kann oder darf, bin ich halt jung verstorben!“