Vernetzt

Vor vielen Jahren, als wir noch eine Familie mit Kindern waren, sandten wir jedes Jahr Fotokarten mit Glückwünschen an Freunde und Verwandte in der ganzen Welt. In den Zeiten von E-Mail und Whattsapp hat sich dies sehr geändert. Damals zierten – angelsächsisch angehaucht – viele bunte Karten unser Buffet – so hiess das Sideboard damals noch – und verstaubten dort bis so ungefähr zum 6. Januar.

Es waren diese Lebenszeichen, die wir ganz selbstverständlich aufstellten, sie durchlasen, wenn Inhalte da waren, sie notierten und in unseren Köpfen und/oder Herzen die Absender kurz Revue passieren liessen.

Heute kommen viele Grüsse der Jahreszeit auf elektronischen Wegen zu uns. Wir notieren weiter mit Kopf und Herz. Erschreckend, aber natürlich logisch ist für mich die Tatsache, dass mit jeder Kommunikation mit den Gleichaltrigen fast automatisch die Frage auftaucht, ob sie denn noch unter uns weilen. So viele Menschen unseres Alters müssen wir verabschieden, und zwar für immer. Ausser man habe einen festen Glauben an ein Wiedersehen in irgend einem Jenseits.

Eine junge Freundin, im Tessin wohnhaft, hat mir einmal gesagt, sie getraue sich nicht mehr bei uns anzurufen oder uns zu schreiben. Immer begleite sie die Angst, eine Karte mit dem Vermerk „gestorben“ oder eine automatische Antwort, „diese Nummer existiert nicht mehr“ zu erhalten. Sollen wir uns fürchten vor unangenehmen, traurigen Botschaften, Tatsachen? Es ist wohl sehr menschlich, denkt man an griechische Sagen, biblische Geschichten, Märchen, die Unglücksboten und -Botschaften thematisieren.

Für mich bleibt es eine Freude, Umschläge mit meiner Adresse drauf zu öffnen, die Nachrichten zu lesen, zu speichern, zu verarbeiten und so die Kontakte, die Freundschaften und die Bekanntschaften, die irgendwann mein Leben bereichert haben, wieder aufleben zu lassen! Und die eine oder andere „Unglücksnachricht“ muss ich auch ertragen.

3 Kommentare zu „Vernetzt

  1. das mit den Karten kenne ich auch, heutzutage werdendi ese kaumn och geschrieben. Ich geben aber auch zu, dass ich selber keine schreiben – schade, leider. Lieber Grüße in die Schweiz! Hast du Schnee?

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    1. Grüsse aus der Schweiz: nein kein Schnee, sondern:…soeben ist ein riesengrosser Fuchsschwanz Schmetterling an der Mauer vor meinem Fenster gelandet. Er hat sich in der Sonne gestreckt und mich verblüfft und erfreut.
      Ein Wunder, das ich mir nicht erklären kann, aber es hat für mich Bedeutung von Überleben bekommen.

      Liebe Grüsse aus der sonnigen (im Moment) Schweiz und gute Wünsche.

      Marion

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