Privatsphäre

Le Moulin de Daudet

Das Geburtstagsfest war in vollem Gange. Die Kids hatten genug Cornflakes und Yoghurt gegessen und sassen friedlich am Boden vor einem grossen Haufen Lego. Sie waren zufrieden. Eine halbe Stunde zuvor hatten die Geschwister noch gegenseitig erklärt, sie liebten einander nicht mehr. Doch nun war die Eintracht der beiden mit den Kameraden wieder hergestellt.

Zufrieden über den Frieden der Kinder und die angeregte Konversation der erwachsenen Gäste, beugt sich die Jubilarin zu den ins Lego vertieften Kleinen. Ihr Handy hält sie bereit zum Schuss in der Hand. Ob sie ein Foto der Spielenden machen dürfe, fragt sie. Die proforma gestellte Frage wird sogleich mit grossem Ernst beantwortet: „Also von uns aus schon, aber du musst die Eltern fragen“, erhält sie als automatische Antwort.

Die Gastgeberin denkt einen Moment erstaunt nach. lächelt, schüttelt den Kopf und wendet sich an die Eltern. Für das Foto erhält sie die Erlaubnis, aber „nur für den Eigengebrauch, keinesfalls auf Facebook, Instagram, Twitter und Ähnlichem!!!!“

Ein bisschen nachdenklich geht die Jubilarin zurück, Das Foto wird in ihren eigenen Medien bleiben. Eigentlich auch ein bisschen schade: unter all dem Müll der VIPs, der Politiker, Akteure in Kunst und Medien wäre doch ein einfaches Bild von ein paar Kindern, die friedlich spielen, eine Wohltat!

Und der freundliche französische Autor, Daudet, würde ob all dem Getue über Privatsphären wohl mit einem Lächeln den Kopf schütteln.

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