Vor ein paar Wochen fuhr ich mit dem Zug eine Kurzstrecke. Kaum ein Sitzplatz war frei. Mit fiel auf, wie nahe man sich in dieser Situation kommt. Gerüche von verschiedenen Mahlzeiten – es konnten meiner Meinung nach Frühstücke, Mittagessen, Vesper oder schon Abendessen sein – verflochten sich über den eng zusammen gerückten Köpfen. Angespannt, etwas verkrampft steckte da einer etwas von Hand Essbares in den Mund, sein Nachbar versuchte ebenso krampfhaft, Suppe aus einem Plastik Gefäss zu löffeln, wobei er verschämt mit den Augen herum suchte, wer in beobachte. Den Kopf konnte er nicht drehen, denn sonst wäre vielleicht das Plastik Geschirr dem Nachbarn der nicht ass, sondern wie alle andern Nichtesser am Handy herum hantierte, die Suppe über die Hosen geronnen.
Da kam dann schon die nächste Emission, diejenige die die Ohren strapaziert. Nicht genug, dass der junge Mann dem ganzen Abteil bekannt machte, er komme eine Viertelstunde später als verabredet zur Chorprobe (natürlich, deshalb hat er so ein tragendes Organ!) da schickt eine mittelalterliche Dame laut und deutlich eine Etüde von Chopin in den Raum, wiegt Hände, Beine und Kopf, summt mit – freut sich wohl auf die Klavierstunde?
Inzwischen, sagt man mir, sind die Zugabteile leerer geworden, Corona regiert! Bestimmt hat auch dieses neue „Event“ sein Schlechtes und sein Gutes. Es werden Menschen daran sterben, es werden Menschen krank. Man wird forschen und man wird finden. Eine Impfung, ein Heilmittel werden gefunden. Und zurück wird der Dichtestress kommen, oder nicht?