Scharlach 1947

Die „Seuche“ führt mich „unter der Dusche“ wieder einmal in die Kindheit. Es waren Frühlingsferien, die unheimliche Krankheit Scharlach – sie ist heute „ausgestorben“ – lehrte die Bevölkerung das Fürchten. Vor allem Kinder waren betroffen.

Es waren schöne Frühlingsferien. Ruthli aus Zürich, genannt Bubu, war bei uns auf Besuch. Als Einzelkind gefiel es mir, Tag und Nacht eine Ersatzschwester zu haben. Natürlich durften wir im gleichen Zimmer schlafen. Und auch unsere Tage waren voller gemeinsamer Abenteuer. Der Garten lud zum Springseilen, der nahe Wald zum Erkunden von Tieren und Pflanzen. Sonntags machte der Vater mit uns einen Ausflug.

Das Ende dieser Ferien wurde von mir trotzdemm herbei gesehnt. Dann nämlich würde ich eine Viertklässlerin sein. Nicht mehr zum „Fräulein Fischer“ in die „Dritte“ im Schulhaus mit den „Erstgixli“! Es wartete ein Lehrer auf mich. Ich freute mich auf die Realien und hoffte, das schwierige Rechnen einer Oberstufen Schülerin zu meistern.

Doch dann schlug das Schicksal zu: Bubu wurde krank. Der herbei gerufene Kinderarzt, Doktor Hoffmann mit dem strengen Blick hinter dem Zwicker, bestätigte „Scharlach“. Das hiess: Bubu musste erstens im Bett bleiben. Zweitens durfte ich nicht mehr zu ihr. Drittens würde sie von ihrer Mutter nach Zürich zurück gebracht werden. Und das Schlimmste: viertens musste ich in Quarantäne: sechs lange Wochen würde ich nicht mit anderen Kindern spielen dürfen und nicht zur Schule gehen.

Ich war so traurig. Da würde ich die ersten Wochen als Viertklässlerin verpassen! Den neuen Lehrer als Letzte kennen lernen. Und wer würde neben ihr sitzen? Aus Wut schlich ich mich ins Krankenzimmer von Bubu. Ich legte mich nahe bei der Freundin in das Bett. Und hoffte, ebenfalls an Scharlach zu erkranken. Dann wäre es vielleicht nicht so schlimm, allein zuhause zu bleiben….

Bubu wurde wieder gesund! Ich blieb gesund. Nach unendlichen Quarantäne Wochen durfte ich wieder zur Schule. Grosse Freude: die Realien Stunde war spannend. Es gab sogar ein Terrarium im Schulzimmer. Grosses Leid: die Freundin hatte sich neben ein anderes Mädchen gesetzt. Mir blieb ein letztes Plätzchen. Ich habe sowohl die Scharlach wie das letzte Plätzchen überlebt!

Auch Getreide ist widerstandsfähig!

G

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..