Mobbing outgesourct

Heute heisst das auf Neudeutsch Mobbing. Als ich in den Kindergarten ging, hiess es einfach Plagen. Schweizerdeutsches Verb für Verletzen, quälen, ärgern, belästigen. Der Theo, ich weiss seinen Nachnamen nicht mehr, war mein Feind. Stärker als ich und dazu noch mit seinem Freund namens Fredi zu zweit, plagte er mich immer wieder. Mit Faust und Fuss schlug ich zurück und versuchte, mich zu wehren. Die beiden Bengel hatten auch eine ganze Auswahl an bösen Schimpfworten, um mich zu demütigen. Am schlimmsten war es während der Fasnacht Tage. Während ich als Prinzessin mit Krinoline und Redingote daher kam, waren die beiden Rothäute mit Lasso und Seil. Die Prinzessin heulte schliesslich gefesselt am Gartenzaun. Gerettet wurde sie durch einen Nachbarn. Heute würde man das als Mobbing bezeichnen, und ich bin sicher, es gibt immer noch kleine Mädchen, die sich nicht perfekt wehren können.

Meine Schwiegertochter erzieht die Enkelkinder zur Selbsthilfe. Ich höre, gerne, wie sie ihr Töchterlein dazu ermuntert, sich zu wehren: „Auch wenn der/die Andere stärker ist als du, kannst du zurück schlagen. Sei überzeugt, du wirst gewinnen!“ Darauf bringt sich der kleine Bruder ins Spiel. Er ist eine geballte Ladung Charme, Selbstbewusstsein, Gescheitheit und dazu einfach ein süsser Erstklässler. Und er kennt offenbar den gängigen Begriff „Outsourcing“. „Ich haue schon auch, aber ich habe Freunde und Freundinnen in der sechsten Klasse, die kommen und hauen alle meine Feinde“, lässt er uns wissen und strahlt.

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